Mikroorganismen sind mikroskopisch kleine Lebewesen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann. Sie sind die älteste Lebensform auf der Erde. Dazu zählen Bakterien, Pilze, Hefen und Mikroalgen. Die meisten von ihnen sind durchaus nützlich, nur ein kleiner Teil hat pathogene (krankmachende) Eigenschaften. Mikroorganismen gedeihen überall, wo sie sich erfolgreich vermehren können und sie tun dies in atemberaubender Geschwindigkeit. So kann aus einer einzigen Mikrobe innerhalb von nur zwei Tagen eine Kolonie von ca. 33.000 Stück heranwachsen. Da es aber eher unwahrscheinlich ist, dass sich in einer Hautcreme nur eine einzelne Bakterie befindet, wird die Kolonie in wenigen Tagen um ein Vielfaches größer sein.

Auch auf unserer Haut finden einige Bakterien einen guten Lebensraum, denn ihre Oberfläche hat einen leicht sauren pH-Wert und sie hält reichlich Nahrung in Form von natürlichen Fetten und Wasser bereit. Diese Bakterien gehören zur menschlichen Haut, ohne sie würden pathogene (krankmachende) Keime die Oberhand gewinnen und massive Schäden anrichten. Weil sie ständig auf unserer Haut wohnen, nennt man sie residente Hautflora. Zusätzlich nimmt die Haut vorübergehend auch Keime aus der Umwelt auf. Davon sind vor allem die Hände betroffen.

Warum Mikroorganismen in Hautcremes so gefährlich sind

Mikroorganismen können sehr anpassungsfähig sein. Wenn sie nicht abgetötet werden überleben sie im Produkt zwar angeschlagen, aber lebendig. Immer auf der Suche nach einer Chance, die Konservierung zu überlisten. Die grampositiven Mikroorganismen sind nicht besonders gut anpassungsfähig. Ihre Zellwand ist starr, sie kapseln sich lediglich ein und warten auf die passende Gelegenheit. Diese wird dann eintreten, wenn die Konservierung im Produkt verdünnt wird oder durch chemische Prozesse verbraucht wurde. Die gramnegativen Mikroorganismen dagegen sind sehr anpassungsfähig, da es sich um Doppelzellen handelt. Sie haben gelernt, ihre Zellwand zu optimieren und den Verkehr zwischen der Zelle und dem Medium zu kontrollieren. Dadurch können sie spezifische Enzyme aktivieren, die die Konservierungsmittel neutralisieren. Nach einigen Wochen sind sie dann wieder voll aktiv. Im Fachjargon werden diese Vorgänge »Phönix-Phänomen« genannt.

In kosmetischen Produkten finden eine Reihe von Mikroorganismen einen ausgezeichneten Lebensraum. Kosmetika enthalten reichlich Wasser sowie Nährstoffe, wie beispielsweise pflanzliche Öle und Proteine, die mikrobiologisch leicht abbaubar sind. Damit ist gemeint, dass diese Stoffe von Mikroorganismen schnell zersetzt werden können. Während dieses Prozesses scheiden die Mikroben Stoffwechselprodukte aus, die auf der Haut allergische Reaktionen, Hautrötungen, Pickel und andere Hautausschläge verursachen können. Eine zu hohe Keimbelastung kann man einem Produkt nicht sofort ansehen. Den Schaden, den sie auf der Haut anrichten kann, sehr wohl.

In gewissem Rahmen dürfen Mikroorganismen in kosmetischen Produkten durchaus vorkommen, so lange es nicht zu viele werden und so lange es keine pathogenen Keime sind. Kosmetikprodukte müssen also nicht steril sein. Dies könnten wir in unserer Küche auch nicht leisten, zumal auch unsere Rohstoffe keineswegs keimfrei sind. Für unsere selbst gemachten Produkte genügt es, wenn wir sie über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen (= Verbrauchszeitraum) möglichst keimarm halten können. Das erreichen wir aber nur, wenn wir jedes wasserhaltige Produkt sorgfältig konservieren. Welche Konservierungsmittel für Naturkosmetik geeignet sind, lesen Sie in diesem Beitrag.

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